Im Labor wird eine Flüssigkeit in ein Gerät gelegt.

Wissenschaft ohne TierleidVersuche ohne Tiere

Alternativen zu Tierversuchen

Tierversuchsfreie Methoden, die einen Tierversuch ersetzen können, werden häufig "Alternativmethoden" oder "Ersatzmethoden" genannt. Es gibt schon eine ganze Reihe davon und sie liefern oft genauere Ergebnisse als Tierversuche.

Einfacher Darstellung einer Spritze
Einfache Darstellung eines Hasen

Tierversuchsfreien Methoden gehört die Zukunft

Ob zum Beispiel Inhaltsstoffe für Medikamente, Putzmittel oder Wandfarben giftig sind, kann an menschlichen Zellen und Gewebe getestet werden, die entweder von freiwilligen Spendern stammen oder im Labor künstlich gezüchtet wurden. Hierfür bringt man die Zellen mit der Test-Substanz in Kontakt. Sterben die Zellen ab, ist klar, dass der Teststoff schädlich ist. So muss kein Tier leiden und die Ergebnisse lassen sich besser auf den Menschen übertragen. Auch sogenannte bildgebende Verfahren werden immer weiter entwickelt und sind eine weitere Möglichkeit, ohne Tierleid wissenschaftliche Erkenntnisse zu erlangen. Damit können Auswirkungen im Körper auch schon während des Krankheitsverlaufs beobachtet und analysiert werden.

Die moderne tierversuchsfreie Forschung arbeitet unter anderem mit

  • Kulturen lebender Zellen (Zellkulturen)
  • Biochips
  • Miniaturorganen, die aus lebenden Zellen gezüchtet wurden
  • Bildgebenden Verfahren
  • Computersimulationen
  • Klinischen Studien an freiwilligen Probanden

Eingesetzt werden solche modernen, tierversuchsfreien Methoden in allen Bereichen. Beispiele für die Anwendung sind die Medikamentenentwicklung, aber auch die Neuentwicklung von Produkten, die Chemikalien enthalten, wie Lacke, Tapetenkleister, Reinigungsmittel oder Kosmetik.

Diese Methoden gibt es:

  • Kulturen lebender Zellen (Zellkulturen)

Einzelne Körperzellen können in einer Lösung, die mit Nährstoffen angereichert ist, überleben und sich auch teilen und so vermehren. An ihnen kann man verschiedene Auswirkungen von Umwelteinflüssen (z. B. Chemikalien, Temperatur oder Licht) erforschen. Die Stoffwechselreaktionen der Zellen werden zu bestimmten Zeitpunkten analysiert und geben uns viele Informationen darüber, wie der Körper wahrscheinlich auf solche Umwelteinflüsse reagieren wird. Viele solcher Zellen kann man auch einfrieren und bei Bedarf immer wieder auftauen und weiterzüchten, so dass man nicht immer wieder Zellen von Mensch oder Tier entnehmen muss. Solche Zellen nennt man Zelllinien. Der Vorteil von menschlichen Zelllinien ist, dass die Ergebnisse der Versuche besser auf den menschlichen Körper übertragen werden können.

  • Biochips

Das sind Mini-Sensoren auf denen kleine Zellkulturen gezüchtet werden. Die Sensoren messen in Echtzeit die Stoffwechselreaktionen der Zellen (wie zum Beispiel den Sauerstoffverbrauch) und geben so einen noch spezielleren Einblick in die Vorgänge einer menschlichen Zelle.

  • Miniaturorgane, die aus lebenden Zellen gezüchtet wurden

Das sind Weiterentwicklungen von herkömmlichen Zellkulturen. Hier bilden bestimmte Körperzellen mit verschiedenen Zelltypen einen Zusammenschluss, der wie ein Mini-Format des eigentlichen Organs (z. B. Lunge) funktioniert und das Zusammenspiel der unterschiedlichen Zelltypen innerhalb des Organs wiederspiegelt. In weit entwickelten Experimenten werden sogar schon verschiedene Mini-Organe miteinander kombiniert um so möglichst realistisch die komplizierten Vorgänge im menschlichen Körper nachzubilden.

  • Bildgebende Verfahren

Mit bildgebenden Verfahren kann man in den menschlichen Körper hineinschauen und Knochen, Organe und deren Veränderungen durch Krankheiten oder Verletzungen untersuchen und dokumentieren. Dazu gibt es spezielle Geräte, die den Körper auf die eine oder andere Art „durchleuchten“ und dabei wie eine Kamera Bilder vom Körperinneren machen. Beispiele: Röntgen, Ultraschall, , Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT).

  • Computersimulationen

Hier können die 3D-Strukturen von Molekülen am Computer untersucht und auch miteinander verglichen werden. So kann man Ähnlichkeiten zwischen zwei verschiedenen Stoffen entdecken oder mögliche Interaktionen zwischen Molekülen aufzeigen. Es ist damit beispielsweise möglich, für einen neuen Wirkstoff in der Medizin, der einem bekannten Stoff sehr ähnlich ist, vorherzusagen, wie er den menschlichen Körper beeinflussen könnte.

Tierversuche ersetzen

Für den leidvollen Draize-Test zur Überprüfung, ob ein Stoff schädlich für die Augen ist, gibt es schon eine wissenschaftlich akzeptierte Ersatzmethode. Bei dem vor über 70 Jahren entwickelten Tierversuch, der für Chemikalien zum Einsatz kommt, bekommen Kaninchen immer wieder eine Testsubstanz ins Auge geträufelt, gerieben oder gesprüht. Die Reaktion des Auges wird über mindestens 24 Stunden dokumentiert. Die Kaninchen können sich dabei nicht bewegen, haben große Angst und leiden starke Schmerzen. Manchmal sind die Augen nach den Versuchen vollständig zerstört. Noch ist der sogenannte Draize-Test nicht ganz abgeschafft und wird teilweise immer noch durchgeführt.

Die Ersatzmethode ermöglicht Messungen an lebenden Zellen über mehrere Tage hinweg. Die Zellkulturen, die der menschlichen Hornhaut im Auge nachempfunden wurden, befinden sich auf kleinen Sensoren. Diese Biochips sagen sehr genau aus, ob der Teststoff die Zellen schädigt.

Warum gibt es noch Tierversuche?

Bis alle Tierversuche verboten sind ist es noch ein weiter Weg. Denn oft sind Tierversuche gesetzlich vorgeschrieben und dürfen erst durch alternative Methoden ersetzt werden, wenn diese offiziell anerkannt sind. Und das dauert sehr lange. Meistens dienen die Ergebnisse aus den veralteten Tierversuchen noch als Maßstab für neue Prüfmethoden, obwohl nie getestet wurde, ob sie überhaupt auf den Menschen übertragbar sind. Wir geben nicht auf, kämpfen weiter für einen vollständigen Ersatz von Tierversuchen und nutzen bis dahin alle Möglichkeiten, die tierversuchsfreie Wissenschaft vorwärts zu bringen.